Freitag, 26. Februar 2016

Projektende

Heute nach drei Wochen ging das Projekt "Schüler leiten eine Station" - von dem ich schon hier geschrieben habe - mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu Ende.

Weinend, weil es vorbei ist. Und insgesamt doch recht gut lief. Eben mit Höhen und Tiefen, wie es sich für ein solches Projekt gehört.
Und lachend, weil es vorbei ist. Weil es so gut gelaufen ist. Was waren wir alle im Vorfeld aufgeregt. Die Lehrer, die Schüler und auch wir Pflegekräfte...
Aber es war auch sehr anstrengend. Für die Schüler, aber auch für uns Pflegekräfte. Es ist viel anstrengender, zu kontrollieren, dass und ob sie es alles "richtig" machen. Das glaubt man vorher gar nicht... Meine vier Nächte waren auch sehr sehr anstrengend. Nicht, weil die Dienste übermäßig stressig gewesen wären. Es gab verhältnismäßig wenig Zugänge - trotz freier Betten. Aber die Schüler brauchen noch sehr lange beim Medikamente stellen. Haben natürlich ganz viele Fragen und die möchten alle beantwortet werden. Da kann man nebenbei nichts anderes machen. Außer, ich kann den/die Schüler schon etwas einschätzen und weiß, dass sie dabei keine Probleme haben bzw. sich melden, sollte ihnen etwas komisch vorkommen. Das kann man jedoch meistens erst nach einer Nacht beurteilen und dadurch etwas entspannter an die Sache rangehen... Daher waren meine vier Nächte für mich anstrengender als "normale" Nächte.

Aber Spaß gemacht hat das gesamte Projekt. Die Schüler zu begleiten und dabei zu sehen, wie sie lernen und eben auch so ihre Probleme haben. Jeder seine eigenen, aber eben auch Teamprobleme, Kommunikationsschwierigkeiten. Wie in einem normalen Team eben. Alltag.

Viele Dinge konnten wir jedoch auch von den Schülern lernen. Insgesamt sind sie nämlich recht gut mit unserem Stress umgegangen. Waren zu Dienstbeginn immer motiviert und wollten ihr Ruder in der Hand behalten. Das ist ihnen mal mehr, mal weniger gut gelungen. Aber dramatisch war es zu keinem Zeitpunkt.

Die letzten Tage waren pflegerisch sehr hart. Wir haben einen ENORM HOHEN Pflegeaufwand. Da mussten wir Pflegekräfte den Schülern bei der Grundpflege "unter die Arme greifen". Sonst hätten sie es nie geschafft. Wären erst sehr spät mit dem Waschen fertig gewesen. Aber unsere Hilfe war ihnen ja zu jederzeit sicher :)

Unsere Ärzte haben vielleicht auch im gemerkt, wie gut sie es mit uns Schwestern haben, die gern und immer mitdenken... Wir geben viele Dinge von uns aus ein - wozu eigentlich immer eine ärztliche Anordnung nötig ist. Da in dieser Zeit viele dieser ärztlichen Anordnungen fehlten, lief vieles verzögert ab. Aber so ist das nun mal. So ist es richtig. Ohne Anordnung geht es nicht. Meine pflegerischen Aufgaben nehmen sie mir ja auch nicht ab.

Ich konnte in den drei Wochen auch ganz gut die zwei Schüler kennen lernen, die bei uns ihr Examen - also ihre praktische Abschlussprüfung - haben werden. Und ich muss sagen - es hätte uns schlechter treffen können ;) Die zwei werden wir sicherlich gut (nicht zwingend im Sinne der Note) durchs Examen bekommen.

Mit diesen positiven Worten möchte ich mich ins wohlverdiente - freie - Wochenende verabschieden :) Ich bin sehr froh, dass ich diesen Post nun so schön beenden kann. Mein letzter war ja doch eher negativ beeinflusst gewesen....

Ein schönes Wochenende!

Dienstag, 9. Februar 2016

Schüler anleiten? - Projektstation

Schüler anleiten, aber wie?

Das frage ich mich in den letzten Tagen vermehrt. Denn im Moment läuft auf meiner Station ein Projekt "Schüler leiten eine Station".
Dieses Projekt bedeutet, dass die Schüler des 3. Ausbildungsjahres für drei Wochen in allen drei Schichten die Station und den vollständigen Ablauf übernehmen. Das Pflegeteam der Station und die Praxisanleiter aus dem gesamten Krankenhaus stehen dabei hinter ihnen - ebenfalls in den Schichten eingeteilt. Die Schüler sollen sich eigenverantwortlich organisieren. Aber bei Fragen steht ihnen jederzeit jemand zur Verfügung.

So viel dazu. Dieses Projekt wird in einigen Häusern durchgeführt - jedoch in seinem Umfang immer ein wenig anders gestaltet - unseres ist sehr umfangreich. Wegen der drei Wochen, aber auch wegen der vollen drei Schichten.

Nun ist unsere Station eine sehr arbeitsreiche. Das sind natürlich alle anderen im Haus auch - nirgendwo wird geschlafen oder ist wenig zu tun. Aber bei uns ist vor allem die kurze Liegedauer und der schnelle Wechsel der Patienten der hauptsächliche Stressfaktor. Unsere Patienten haben eine durchschnittliche Liegedauer von 3 Tagen - einige viele davon bleiben nur einen oder zwei Tage. Und durch die Kürzungen der Bettenanzahl im Haus sind eigentlich immer alle Betten belegt. Jede Station hat Not, ihre Betten für ihre Patienten freizuhalten, da wir verpflichtet sind, alle Fachrichtungen aufzunehmen, insofern wir freie Betten haben.

Seit Samstag läuft nun das Projekt. Ich hatte am Wochenende Frühdienst. Die Schüler hatten da großes Glück, denn die Station war einmal nicht voll belegt. Und so konnten sie in weniger Stress starten und sich erst einmal ein Bild machen. Sich ein wenig eingewöhnen.
Aber seit gestern ist der ganz normale Stress ausgebrochen. Heute hatte ich dann auch Frühdienst, nachdem ich gestern meine Praxisanleiter-Schulung hatte.
Und was soll man sagen? Es war STRESS PUR! Zu Dienstbeginn waren alle Betten voll belegt und schon kamen die ersten Anrufe von verschiedenen Stationen, von wo Patienten zu übernehmen wären.
Hier müssen die Schüler lernen, welche Patienten Vorang haben - übernommen zu werden. ITS-Betten sind vorrangig freizumachen - also aus unserer Sicht zu übernehmen. Ebenso sind die Patienten aus der Notaufnahme wichtig, aufgenommen zu werden. Aber geplante Patienten sind ja ebenso noch gemeldet.

Und in all dem Chaos darf man nicht vergessen, dass die Schüler gewisse Dinge noch nicht wissen bzw. auch gar nicht wissen können. Meistens haben sie vorher nur eine kleine Gruppe Patienten gleichzeitig versorgt. Und sind jetzt hier mit der Bereichspflege und dem damit zu betreuenden Aufwand überfordert.

Mir fällt es in meinem Stationsalltag teilweise auch nicht so leicht, das ganze Chaos ein wenig zu ordnen und alles im Blick zu behalten. Mittlerweile habe ich mich zwar recht gut eingearbeitet (nach über einem halben Jahr könnte man das zwar eigentlich auch erwarten, aber es ist immer noch nicht ganz so, dass ich immer zufrieden bin...) Und da ist es für die Schüler natürlich auch kaum zu schaffen, dem ganzen gerecht zu werden.

Was will ich denn eigentlich damit sagen? Ich wollte mir ein wenig meinen Frust von der Seele schreiben. Ich bin nicht erst seit Samstag mit mir selber nicht immer zufrieden. Im normalen Alltag hat man kaum Zeit für die Schüler. Man hat seine eigenen Grenzen, die man ständig überschreitet und sich auch neu zurecht legt. Aber das Hauptproblem ist, dass man manchmal den Schülern gar nicht gerecht werden kann. Leider wird das zunehmend zu unserem Krankenhausalltag gehören. Der Stress nimmt immer mehr zu und das Pflegepersonal wird immer weiter reduziert. Denn Personal ist teuer. Und die Ärzte sind wichtiger, daher kann man ihnen genügend Geld zahlen. Aber das Pflegepersonal ist nur ein unnötiger Kostenfaktor, der immer weiter reduziert wird.

Und dabei wäre es umso wichtiger, die Schüler richtig anzuleiten und heranzuführen. In diesem Projekt haben wir mehr Zeit für die Schüler und das ist auch gut so. Jedoch ist auch jeder anders und benötigt daher mehr Aufsicht und Hilfe. Das Schwierige aus meiner Sicht ist, dass man erkennen muss, wo genau die Probleme liegen. Denn nicht jeder der Schüler erkennt seine Defizite selbst und kann sie benennen. Und ich kenne auch nicht alle der Schüler - einige waren in den letzten Monaten bei uns. Die anderen muss auch ich erst kennen lernen. Nicht immer so einfach. Für beide Seiten.


So. Schluss jetzt mit diesem verwirrenden Post. Es war mir aber einmal wichtig, mir das von der Seele zu schreiben. Respekt, wer es bis hierher geschafft und durchgehalten hat ;)